Seit 2016 tobt die Scheidungsschlacht zwischen Brad Pitt und Angelina Jolie. Das Paar wurde in ihren guten Zeiten auch gern "Brangelina" genannt. Und es wird immer unschöner. Angelina beschuldigt nun ihren Noch-Ehemann, auf einem Flug im Privatjet im September 2016 nicht nur sie, sondern auch die Kinder psychisch und körperlich angegriffen zu haben.
Was sagt die Beziehungsexpertin Ulrike Schreiber zu so einer Schlammschlacht?
Mir tun vor allen Dingen die Kinder leid.
Beide sollten ja nur das Beste für die Kinder wollen. Dass so ein langer Streit allerdings das genaue Gegenteil von Das Beste für die Kinder ist, scheint ihnen nicht bewusst.
Wenn diese Anschuldigungen stimmen, muss man sich die Frage stellen, ob Brad Pitt weiß, was er den Kindern mit seinem Verhalten angetan hat. Und die zweite Perspektive:
Was veranlasst Angelina, jetzt diese Anschuldigungen in die Öffentlichkeit zu ziehen? Welche Auswirkungen hat das auf ihre Kinder, zumal der Vorfall sich ja vor 5 Jahren ereignet hat und nun alles wieder hochkommt.
Nehmen wir mal an, der Vorfall hat sich so ereignet. Ist es dann nicht Angelinas Recht, damit in die Öffentlichkeit zu gehen?
Gegenfrage: Was will Angelina damit bezwecken? Worum geht es hier? Sollte nicht vor allen anderen Dingen erst einmal das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen? Dass die Beziehung zwischen den beiden gescheitert ist, ist Fakt. Wieso gelingt es beiden nicht, Frieden zu finden, gerade mit Rücksicht auf ihre Kinder?
Was meinen Sie? Wieso gelingt es ihnen nicht?
Hier streiten sich zwei Menschen in ihrem Ego, ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht um verletzte Eitelkeiten, verletzten Stolz, Demütigungen, Geld und was weiß ich noch. Beide haben sich wohl in bestimmten Punkten getriggert und waren nicht mit dem Verhalten des anderen einverstanden. Dabei kann der Verstand aussetzen.
Beide schaffen es nicht mehr, verantwortungsbewusst ihren Kindern gegenüber zu handeln.
Nur, wer zusammen Kinder in die Welt setzt, trägt gemeinsam Verantwortung ihnen gegenüber.
Ja, die Kinder sind hier die Leidtragenden.
Das Schlimme ist, damit legen sie bei ihren Kindern das Fundament für womöglich spätere Beziehungsproblematiken. Es liegt an den Kindern und deren Bewusstsein, ob es ihnen gelingt, dieses zu erkennen und gegenzusteuern. Damit sie in glücklichen Partnerschaften leben können. Denn durch diese Schlammschlacht ihrer Eltern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch sie später diverse Beziehungsprobleme bekommen.
Wieso ist die Wahrscheinlichkeit groß?
Naja, das sind die sogenannten Familienmuster. Wir alle sammeln ja schon im Kindesalter Erfahrungen, wie die Welt funktioniert. Diese Erfahrungen sind natürlich stark geprägt von den Bezugspersonen, meist sind es die Eltern. Wir haben sie abgespeichert, für uns ist das die Realität, so funktioniert die Welt und laufen nun unbewusst als Programm in unserem Gehirn ab.
Da diese Bezugspersonen ja nun meist auch nicht alles richtig machen, siehe Brangelina, ist dieses Programm nun fest im Gehirn der Kinder verankert. Und nicht selten passiert es, dass sie im Erwachsenenalter später in ähnliche Situationen geraten und dann auch ähnlich handeln. So vererben Angelina und Brad sozusagen ihre Beziehungsmuster ihren Kindern.
Wollen Sie damit sagen, dass die Kinder später auch solche Schlammschlachten ausfechten werden?
Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe. Bedauerlicherweise können Muster, die sie in ihren Kindheitstagen gezwungenermaßen erlernt haben, großen Einfluss auf ihr späteres Leben haben.
Es kommt häufig vor, dass Kinder, die in einem gewalttätigen Haushalt aufgewachsen sind, sich später einen Partner suchen, der auch wieder Gewalt an ihnen ausübt. Oder umgedreht, sie üben Gewalt aus, so haben sie es schließlich gelernt.
Sie haben unglücklicherweise abgespeichert: Gewalttätigkeit und Liebe gehören zusammen. Das ist ein fatales Liebesmuster.
Ist das denn immer so?
Das Schöne ist, man kann diese früheren Prägungen umprogrammieren. Das geht auch noch im fortgeschritteneren Alter. Es ist also kein Hopfen und Malz verloren für die Kinder von Brangelina und auch für alle, die sich in schwierigen Beziehungen befinden.
Allerdings gelingt so eine Umprogrammierung nicht von heute auf morgen. Das ist mentales Training, unterstützt durch Stressreduktion, gesundem Lebensstil, Meditationen und den Willen sich umzuprogrammieren.
Das muss man wollen. Oder eben weiterhin mit einem für Beziehungen suboptimalen Gehirn durch die Gegend laufen und sich wundern, wieso diese Muster sich immer wieder wiederholen.
Durchlaufen Angelina und Brad womöglich auch gerade so ein Muster?
Höchstwahrscheinlich schon. Es ist komplex. Brad ist durch einen sehr strengen Vater und einer sehr gläubigen Mutter geprägt worden. Von Angelina wissen wir, dass sie Scheidungskind ist und ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Vater hatte. Auch plagten sie Depressionen und Suizidgedanken. Beide haben also Programmierungen und Muster in sich, die sie so agieren und handeln lassen, wie sie es gerade tun.
Es wäre zu wünschen, dass Brangelina - zum Vorbild für ihre Kinder, jetzt die Einsicht hätten, dass dieser lange Streit nichts Positives bringt. Denn dass es hier nur Verlierer gibt, allen voran ihre Kinder, sollte jedem bewusst sein. Hoffentlich wird es Brangelina auch bewusst und sie einigen sich endlich gütlich.
Einer meiner Lieblingssprüche ist: Willst Du recht haben oder glücklich sein. Das sollten sie sich zu Herzen nehmen.
3 Tipps für alle, die vor einem ähnlichen Scheidungskrieg stecken:
1.) Erkenne Dein Beziehungsmuster und sei bereit, dieses Muster zu durchbrechen.
2.) Nutze mentales Training, Meditationen oder mach eine Beziehungstherapie, denn glücklich sein ist langfristig wesentlich schöner als "recht zu haben"
3.) Falls Kinder "im Spiel" sind, mache ihnen bewusst, dass das, was gerade geschieht, eine Fehlleistung seitens der Erwachsenen ist. Suche das Gespräch mit ihnen, sollten sie in dem Alter sein, in dem man mit ihnen sprechen kann.